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So dele,
hier mal ein paar Ausführungen zum aktuellen Jahrgang 2007.
Das Jahr, bzw. die Vegetationsperiode fing ja lustig an, nämlich ausgesprochen früh, so früh wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor mind 100 Jahre.
Schon Anfang April trieben die Reben aus, kein Wunder, hatten wir doch gar keinen Winter. Das war auf alle Fälle mal 4 Wochen früher als das langjährige Mittel, so früh wie in sehr südlichen Gefilden. Es war auch der wärmste April überhaupt.
Die darauffolgende Blüte war ebenso viel zu früh und da man ja ab diesem Datum (Riesling 25.5.) bis zur Ernte nur noch 100 Tage zählt, so fabulierten die beratenden staatlichen Institute von einer frühen Ernte Ende August bei den frühen Sorten (Riesling ist spät, normalerweise).
Warnungen vor dem letzten Jahrgang und vor dem 2003er Jahrgang kamen auf.
2006: ebenso recht früh, extrem heisser Juli, allerdings warmer, verregneter August, worauf eine sich schnell ausbreitende Fäulnis einsetzte(Katastrophe!)
2003: ebenso recht früh, extrem heisser Sommer, extreme Trockenheit, hohe Reife, allerdings wenig Säure beim Weissen und sehr hohe Alkoholgehalte
Aber es kam alles ganz, ganz anders.
Juli, August, ebenso Anfang September verhältnismässig kühl, allerdings auch Regen, Regen, Regen.
Wenns jetzt im September wieder warm und feucht wird, verfault alles wieder wie letztes Jahr, hieß es.
Tja, die Natur erweist sich doch immer wieder heimtückisch und voller Überraschungen.
Bedingt durch das kühle Wetter reiften die Trauben dann sehr langsam, verstoffwechselten nur langsam die hohe Säure, entwickelten nur langsam Zucker und Aroma, so daß die Lese trotz der Prognosen erst relativ spät einsetzte.
Dummerweise, um einer evtl auftretenden Fäulnis entgegenzutreten fingen dann viele Winzer viel zu früh an, ernteten grüne, unreife Trauben...selbst Schuld.
Derzeit haben wir in Deutschland die idealsten Bedingungen für einen wundervollen, feinfruchtigen Jahrgang, weil es noch nie zu so einer langen Vegetationsperiode kam.
Dazu kommt, daß die Trauben sich immer noch hervorrragender Gesundheit erfreuen, fantastische Aromatik einbauen konnten.
Die beginnende Fäulnis bei ganz frühen Sorten zwang zwar zu früher Ernte,aber die natürlichen klimatischen Bedingungen in kühlen Klimaten sind für unsere späten Sorten (Burgunder, Riesling) einfach ideal.
So trockneten viele angefaulten Beeren wieder ein und ermöglichten die Ernte von Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen.
Wer also Geduld und Gefühl und Erfahrung spielen liess, bekommt dieses Jahr was ganz Tolles in den Keller.
Lange Reifezeit sind das große Plus in nördlichen Klimaten.
Die letzten 4 Wochen vor der Ernte sind immer entscheidend für die Güte des Weines.
Ihr könnt also viele tolle Weine im nächsten Jahr erwarten, freut euch drauf.
euer Zap, dessen ZAPologische Erfahrung dies hat alles kommen sehen...alles wird gut
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OK, Butter bei de Fische - wann lädst Du uns alle ein ?
8000+ aktive wirst Du ja wohl noch unterbringen können
Gruß
lw - der aber Cabernet Sauvignon aus Afrika bevorzugt
Es ist einfacher um Vergebung zu bitten als eine Genehmigung zu bekommen.
(Grace Hopper)
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Klasse Beitrag, lieber Zap. Nun denn, da erkennt man den Spezialisten in dieser Fachrichtung. Und Weine aus (Süd) Afrika die haben schon was. War letztens im RAMA V (FFM) essen und die hatten einen erstklassigen auf der Karte.
Gruss vom
Stern
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Wieder 'was gelernt!
Wenn jetzt noch der Hagnauer Ruländer und der Meersburger Weißherbst etwas werden, bin ich vollauf zufrieden!
Virago, der sich immer gern ein paar Kistchen aus dem Süden bestellt
Man kann nicht alle Frauen der Welt haben!
Aber man kann es wenigstens versuchen.
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@ zap
na dann hoffe ich, dass Du so viele Reben hast, dass Dir viele Erntehelferinnen zur Seite stehen bzw. Dir die Stange halten .
Schließlich wirkt sich ja eine "Handernte" im Vergleich zum Vollernter ja nicht nur auf Deinen "Traubensaft", sondern auch auf die Qualität Deiner Weine aus. Und wenn Du den Mädels ein bisschen eigenen Federweißen verköstigst, da sollte es sich doch leben lassen, wie Gott in Frankreich....
Gruß fuxxx,
...der die Auswahl deutscher Weine so gut findet, dass er keine Ausländischen braucht, jedoch das nicht von deutschen Frauen behaupten kann.
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Super Erläuterungen Zap! Vielen Dank!
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Also der Federweisser 2007 schmeck schon
mal ganz gut .
Lümel, der lieber Bier trinkt, aber ne Weinprobe
bei Zap auch interessant findet.
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26.09.2007, 08:52
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.09.2007, 13:14 von Absamer.)
Zitat:Dummerweise, um einer evtl auftretenden Fäulnis entgegenzutreten fingen dann viele Winzer viel zu früh an, ernteten grüne, unreife Trauben...selbst Schuld
Wie läuft das denn in Deutschland? In Frankreich warten die Winzer auf den offiziellen Startschuß des Präfekten (oberster Verwaltungshirte eines Départements) zur Lese. Fangen sie früher an, gibts kein Prädikat und das ist gleichbedeutend mit (teils extremem) Einkommensverlust. Allerdings werden die Trauben von Hand gelesen (Weinlese wird regelrecht zelebriert. Das Wort "Vollernter" ist nur als Schimpfwort bekannt), faule Trauben werden also aussortiert und spätes Lesen sogesehen kein Problem...
Absamer, den es immer freut, wenn der Oenologe hier loslegt
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Danke mal fürs Feedback.
@ LW: Weinprobe für 8000 Leute, hmmm, klasse Idee. Wenn du das Stadion anmietest, sehr gerne, hehe. Im übrigen zeige ich dir gerne mal, daß man nicht in der Ferne schweifen muß um interessante Weine kennenzulernen.
@ Absamer: der Vollernter ist eine Entwicklung aus Frankreich vornehmlich. Das mit den Leseterminen stimmt schon, gab es auch bei uns und ist glücklicherweise abgeschafft worden.
Die Franzosen haben ein hohes Qualitätsimage in der ganzen Welt, geradezu mystisch.
Allerdings bekommen die auch(mit Italien und Spanien) die meisten Subventionen für die Verspritung der Übermengen, etliche Millionen €/Jahr...also nicht alles Gold was glänzt...alles Image und Werbung...das kennen wir ja.
Der Hauptnettoeinzahler in die EU ist Deutschland, somit bezahlen wir wiederum die Subventionen für die Übermengenverwertung anderer Länder, aber das soll hier nicht das Thema sein.
Natürlich ist Handlese ein großer Qualitätsvorteil, wenngleich kaum noch zu bezahlen.
Heute morgen kam im Radio die Meldung, daß an der Mosel, aufgrund der langen Vegetationsperiode, der sicherlich beste Rieslingjahrgang überhaupt zu erwarten ist.
Wenn man bedenkt, daß deutscher Riesling auf der ganzen Welt so stark nachgefragt ist wie nie, wird es einen Aufschwung geben, der sich gewaschen hat.
Zap
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Guter Beitrag zapilein. Was ist denn eigentlich aus deinem alten Wein-Fred geworden? Da werden ja gar keine Abgangstipps mehr gepostet
Sarado, der noch ne 2L-Flasche Sangria im Hause hat.
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Sarado schrieb:Guter Beitrag zapilein. Was ist denn eigentlich aus deinem alten Wein-Fred geworden? Da werden ja gar keine Abgangstipps mehr gepostet
Sarado, der noch ne 2L-Flasche Sangria im Hause hat.
Vielleicht kann er uns ja auch einen konkreten Tipp zu einem wirklichen Gaumenschmaus geben. Das wäre mal was.Gruss vom Stern
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26.09.2007, 11:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.09.2007, 13:16 von Absamer.)
Man kann sicher noch erwähnen , dass aufgrund von Sonnenbrand dieses Jahr sich einige Reben von alleine im Ertrag reduziert haben . Die Beeren sind nach dem Sonnenbrand eingetrocknet und abgefallen. Da noch kein süßer Saft in den Beeren war zu diesem Zeitpunkt war auch keine Fäulnisgefahr vorhanden.
Gruss Kaspar .......der das Desaster im Herbst 2006 jeden Tag verfolgt hat und jetzt einige Säuremonster im Keller hat :-( nur nach einer grossen Portion Saumagen zu trinken, als Reparaturwein .....zum Wohl die Pfalz zap ! Toller Bericht !!
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Zap, der Hofdichter und Vinologe
macht seinem Namen wieder alle Ehre.
Voller Vorfreude auf den 2007 Jahrgang.
Gruß,h
Dr letztes Wochenende 2 Tage freiwillig
Freunden bei der Weinlese geholfen hat.
(effektiver als Fitness-Studio)
Viel Bullshit und Fantasien geschrieben und damit leider die geliebte Freundin verärgert...
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Sternsucher schrieb:Vielleicht kann er uns ja auch einen konkreten Tipp zu einem wirklichen Gaumenschmaus geben. Das wäre mal was.Gruss vom Stern
mach dir doch selbst vor Ort ein Bild. die Winzer und Winzervereine/-genossenschaften habe i.d.R. Probierstübchen, da kannst du gerne testen (auch am Wochenende!) :sauf und wenn was passendes dabei ist gleich ein Kistchen oder 2 oder 3 mitnehmen. die grossen Winzervereine haben für jeden Geschmack (und Geldbeutel) was im Regal. es muss auch nicht unbedingt beim Wein bleiben ... Winzersekt ist auch was feines ... oder du beglückst deine Leber mit Wein-/Hefebränden ... mit etwas Glück haben sie auch ein Probierfläschen Eiswein offen. also, auf in die Pfalz.
:bier: charly (kein Pfälzer), der nach Weinproben teilweise mehr Alk im Schädel hatte als im Kofferraum
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und was ist mit dem Apfelwein 2007?
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Lümel schrieb:und was ist mit dem Apfelwein 2007? Wie immer - der schmeckt so verfault das du mit wasser verdünnen mußt
Es ist einfacher um Vergebung zu bitten als eine Genehmigung zu bekommen.
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hier den fachmann, also Fragen -> lsh, für alle Lebenlagen
Die EU will verbieten das Zucker in den Wein reinkommt, in suedlichen Ländern it die wegen der langen Sonneneinstrahlung wohl nicht nötig, bei uns aber ja.
Meine Frage geht jetzt nicht um den Zucker generell, sondern schadet der Zuckerzusatz dem Wein, dem Aoma, der Verträglichkeit?? oder merken wir da gar nix von
danke an den Fachmann
irru
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Hallo Irru,
das ist ein Politikum, an dem man deutlich die unterschiedlichen Umstände der weinbautreibenden Länder erkennen kann.
Erstmal das Grobe: Zucker dient beim Wein nicht der Süssung, sondern der Alkoholerhöhung, welcher dann vor de Gärung zugesetzt wird...völlig harmlos.
Dies wird traditionell bei uns mit Rübenzucker bewerkstelligt, der in Deutschland mithilfe von Subventionen(wie alles in der Landwirtschaft) erzeugt wird.
In südlichen Ländern (Frankreich, Italien) wird dies mithilfe von konzentriertem Traubenmost erreicht.
Dieses RTK(rektifizierter Traubenmostkonzentrat) wird aus Trauben hergestellt und in diesen Ländern ebenso mithilfe gigantischer Subventionen produziert.
Da insbesondere Italien, was das Land mit der grössten Weinmenge Europas ist, hier in Deutschland einen riesigen Markt sieht, versuchen diese nun im EU-Rat dieses Verbot durchzusetzen, um sich diesen Markt zu erobern.
Insbesondere in Italien gibt es dort riesige Gebiete, die nur Traubenmost zur Konzentrierung herstellen, nicht für Wein.
Es geht also um die Sicherstellung der EU-Subventionen für die mächtigen großen weinbaubetreibenden Länder der EU Spanien, Italien und Frankreich.
Deutschland ist was den Weinbau betrifft ein sehr kleines Land.
Z.B. hat das gebiet Bordeaux ca 100 00 ha Weinbau und ist somit noch nicht mal das grösste Anbaugebiet in Frankreich.
Deutschland hat ebenso insgesamt ca 100 000 ha, was sich auf insgesamt 14 Anbaugebiete verteilt.
Was den Weinmarkt als solches betrifft, so ist D einer der wichtigestn Weinmärkte der Welt.
So wird hier mehr als jede 2. Flasche Wein aus Importländern konsumiert.
Übermengen gibt es bei uns nur in sehr geringem Umfang, in den südlichen Ländern, wie schon oben erwähnt , durchaus.
gruß
Zap
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