Klage "Prostituiertenschutzgesetz" / Donna Carmen
#14
(19.01.2017, 07:59)Cicassos schrieb: Du solltest nicht nur lesen, sondern versuchen die Auswirkungen zu verstehen.

Die Meldepflicht "als Hure" ist z.B. besonders diskriminierend für die deutsche Hure, die in einer Kleinstadt, Gemeinde, etc wohnt. Die muss sich beim Amt outen, d.h. teilweise bei Bekannten, das spricht sich rum, also wird die das niemals tun und wird illegal arbeiten.
Heute ist es absolut und mit Recht verboten, solche Daten überhaupt zu speichern. Bei dem ersten Beamtenkontakt ist sie die "Nutte" und wird mit anderen Augen angesehen, als eine "normale" Frau. Das sieht man sogar heute schon in Bayern, wo dergleichen Daten illegal gespeichert werden. Ein normaler Selbständiger aus Hamburg muss sich doch nicht in München bei der Behörde anmelden, wenn er dort arbeiten will, warum muss das die selbständige Hure tun ??

Die Bordellstandards hören sich ja gut an, aber führen bei entsprechender Auslegung massenweise zu Schließungen von Wohnungsbordellen z.B. wegen z.B. nur einem Badezimmer. Man gibt den Behörden nun etwas in die Hand was sie vorher nicht hatten. Eine Wohnung von 2 Huren ist nun ein Bordellbetrieb, gleichberechtigt dürfen sie nicht mehr sein, eine ist nun de facto die Inhaberin, die andere evt. scheinselbständig ? Ist sie nur ansatzweise im Wohngebiet, kann die Behörde das untersagen. Das geht heute nicht, außer in bayrischen Sperrbegieten, z.B. jede Stadt unter 30.000 Einwohnern.

Das Steuern gezahlt werden müssen hat sich nicht geändert und wird durch das Gesetz NICHT beeinflusst. Das Düsseldorfer Modell ist für die vereinfachte Zahlung der Einkommensteuer gedacht, gilt aber heute und auch zukünftig nicht in allen Bundesländern. Hat mit dem Gesetz nichts zu tun.

Die Gesundheitsberatung ist dafür da, diejenigen unter den Frauen herauszufinden, die unter Zwang arbeiten. Stellt dir mal vor, wer das beurteilen soll, welche Fähigkeiten diese Leute haben müssen. Diese Leute gibt es in D nicht. Um das zu beurteilen, braucht man eine psychologische Ausbildung und jahrelange Erfahrung. Stell dir vor eine junge Rumänin, die der deutschen Sprache nicht sicher ist, soll mit Behörden diskutieren, die wird unsicher wirken, die bekommt niemals eine Genehmigung für diesen Job. D.h. hier wird es Berufsverbote hageln.
Einer erwachsenen Frau in regelmäßigen Abständen Gesundheitsregeln erklären zu wollen, ist vom Ansatz her schon Blödsinn. Für wie blöd hält man die Frauen ??

Eine Kondompflicht kann nicht kontrolliert werden, der Gedanke mag ja noch ok sein, das war es aber schon.

Lies bitte die Kritik beim Bund deutscher Juristinnen, den Voice4Sexworkers, dem BeSD, bei DonnaCarmen oder auch der Caritas. Versuch die Leute zu verstehen.
Cicassos,
zur Klarstellung. Ich brauche das Gesetz nicht und und habe nur versucht, zu klären, ob die Panikmache gerechtfertigt ist. Ansonsten finde deine Antwort super - oft kommt dann hier ja nur Schlamm. Dennoch sehe ich ein paar Sachen anders:
Zur Meldepflicht: In Kleinstädten läuft mit Huren-Niederlassungen zumindest im Saarland nix - und wenn die notwendige Einwohnerzahl erreicht sein sollte, sind die Mädels in der Regel ohnehin wo ganz anders her. Und sowieso - da gehst du späer darauf ein - sind sie leider in der Regel eher aus S/O-Europa. Und zur Klarstellung: Wenn ich als Selbständiger eine Filliale in einer anderen Stadt eröffnen will, dann ist es mit einer "einfachen" Meldung nicht getan.
Zu den "Bordellstandards" bei "Kleinstbetrieben" muss ich mir die Details nochmals anschauen, aber dennoch bin ich der Auffassung, dass sie in "Großbetrieben" den Frauen nur hilfreich sein können.
Zur "Gesundheitsberatung" will ich dir widersprechen. Nicht umsonst sind hier Öffnungsklauseln für Organisationen außerhalb des Beamtenapparats eingebaut. Und bei den von dir erwähnten 18-jährigen Rumäninnen - sind das nicht  genau die, die Betroffene sind, auf die ich im ersten Punkt schon mal eingegangen bin und die genau die sind, die es zu schützen gilt?

Und nur zur Klarstellung: Ich habe Verständnis für "gestandene" Huren die eigenverantwortlich ihren Job betreiben. Aber ich sehe auch die Posts hier und die Praxis hier mit sehr jungen Südosteuropäerinnen, die dem "Job" sicher oftmals nicht zwingend freiwillig und nicht unter den tatsächlichen Gegebenheiten nachgehen. So whrlich sollten wir uns hier untereinander sein.

Ich freu mch auf die weitere Diskussion. Und nur zur Klarstellung vorab: Ich werde nie die Leistungen dieser jungen Südosteuropäerinnen in Anspruch nehmen, weil ich - unabhängig der persönlichen Präferenzen - aus persönlicher Beobachtung und sonstiger Kenntnisse weiß, dass sie immer unter "Aufsicht" von "Beschützern" stehen, die mit ihnen eine "Zielvorgabe" "vereinbart" haben.


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