Zwangsprostitution und Menschenhandel
(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Spätestens seit Kant gibt es aber eine (wie ich finde) bessere Alternative, gemeinhin bekannt als "Vernunft". Das Konzept sagt (vereinfacht), das ein aufgeklärter Mensch in der Lage ist, die Konsequenzen seines Handelns abzuschätzen, und dadurch in der Lage ist, "gute" und "schlechte" Alternativen voneinander zu unterscheiden, was letztendlich Sanktionen überflüssig macht, weil der Mensch sich ja moralisch (also "gut") verhält.
Hach, was wäre das schön wenn alle danach handeln würden. Tun sie aber nicht. Die Freiheit zu eigenen Entscheidungen nach Vernunft endet da, wo andere von den eigenen (Fehl-)Entscheidungen betroffen sind und auch als unberechenbare Faktoren involviert sind. Nach dem Denkschema dürfte es keine Abzocke in jeglicher Form mehr geben, ebenso keine Ausbeutung von Arbeitnehmern, weil ja die anderen Vernünftigen die Produkte des Herstellers nicht mehr kaufen würden, keine Verkehrsunfälle mehr, weil jeder einberechnet, das die anderen Mist bauen könnten, usw. Leider sieht die Realität anders aus. Als Lebensmodell eines einzelnen machbar, in dem Moment, wo ein einziger Unvernünftiger darin herumpfuscht, nicht mehr.

(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Trotzdem bleibe ich dabei: Kontrollen sind kein Mittel zur Ursachenbekämpfung.
Korrekt. Sie sind in Verbindung mit Strafen dazu da, den allgegenwärtigen Egoismus der Ellenbogengesellschaft einzudämmen. Und leider auch notwendig. Aufsmaul

(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Wenn ich als Analogie mal eine beliebige am Fließband hergestellte Ware heranziehen darf. Am Anfang des Fließbands arbeiten übermüdete, schlecht ausgebildete Lohnsklaven. Am Ende des Fließbandes durchläuft die Ware einen Qualitätscheck. Wenn die Ware "okay" ist, wird sie eingetütet und verschickt, wenn nicht wird sie aussortiert und kommt auf den Müll.
Alternative A: kein Qualitätscheck, Kunde bekommt Schrott
Alternative B: wenig Stichproben, etwas Müll, Kunde bekommt immer noch Schrott
Alternative C: viele Stichproben, viel Müll, Kunde bekommt immer noch Schrott, aber weniger als bei B
Alternative D: vollständige Kontrolle, extrem viel Müll, Kunde bekommt keinen Schrott mehr.
Du hast die logische Alternative E vergessen: Stichproben zur Identifizierung von möglichen Problemen im Prozess und danach handeln. Keinen Müll zu produzieren bedeutet den Gewinn steigern. Menschen sind immer eine Schwachstelle, egal ob übermüdet, finanzielle oder private Probleme, etc. Davon sind die Chefetagen nicht ausgenommen.

Bildung schützt nicht vor Fehlentscheidungen im Beruf oder privat bei Angeboten, die zu interessant und verlockend klingen. Auf letzterem bauen ganze Geschäftsmodelle auf, auch die von Menschenhändlern. Da wird mit der Ungewissheit der Zukunft gezielt um das Geld der Opfer geworben. Oder eben nicht nur beim Menschenhandel auch mit dem Versprechen einer besseren Zukunft.

Die einzige Bildung, die dazu notwendig ist, alles und jedes zu hinterfragen, ist die Vermittlung der Tatsache, dass es so gut wie keine echten Wohltäter gibt und kaum jemand aus purem Gemeinschaftsnutzen heraus handelt sondern in der Regel für sich selbst. Könnte man den Kids schon im Kindergarten oder der Grundschule vermitteln. Wird aber selbst hierzulande nicht getan, schließlich zahlen auch die Abzockerfirmen und deren Arbeitnehmer Steuern und das Wissen, dass die menschliche Welt von Natur aus schlecht ist und man niemandem auf Anhieb vertrauen kann, schmälert die kindliche Unbeschwertheit ungemein.
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RE: Zwangsprostitution und Menschenhandel - von my2cents - 08.12.2013, 11:00
Zwangsprostitution und Menschenhandel - von Satyr - 16.07.2007, 09:54