Nachdem die Red-Shirts schon Siam Square bis Central World und die Ratchaprasong von Höhe Petchburi bis Kreuzung Central World dichtgemacht hatten (Siam Paragon war kurzzeitig geöffnet, dann aber wieder dicht) haben sie vor ein paar Tagen auch den Rest der Ratchaprasong bis zur Kreuzung von Rama IV/Silom/Ratchaprasong am Lumpini Park eingenommen. Ich war vor ein paar Tagen abends in Silom. Im Abstand von ca. 50 Metern sind Armee- und Polizeieinheiten positioniert und beide Fußgängersteige in regelmäßigem Abstand mit riesigen Stacheldrahtsperren versehen. Patpong darf zu großen Teilen nicht aufmachen; selbst in Thanyia fehlt die japanische Kundschaft.
Heute war ich den gesamten Tag in Silom. Während die Ratchaprasong auf Höhe der Kreuzung Lumpini Park bis vor ein paar Tagen nur mit den üblichen Trucks und Autos blockiert wurde, haben die Red Shirts sich mittlerweile komplett mit riesigen Barrikaden aus Autoreifen, Holz und Bambus verschanzt. Ein Bild, das ein bisschen verstörend aussieht, einfach zu sehr nach Dschungelguerilla.
Grund dürfte sein, dass die Anwohner von Silom und die dortigen Geschäftsleute, vermutlich unterstützt durch Gelb-Shirts, Pro-Government-Aktivisten und Royalisten, eine neue Front bilden und gegen die Red-Shirts protestieren. Dabei ist es gestern/vorgestern offenbar zu einem Flaschenhagel auf den roten Mob gekommen, der mit Molotov-Cocktails auf die andere Seite beantwortet wurde. Womöglich bereiten sich die Red-Shirts auch schon auf eine Räumung durch Armee und Polizei vor, die bereits angekündigt wurde. In Khon Kaen (Isaan) haben ca. 900 Red Shirts mehrere Armeezüge und Soladaten entführt. Diese waren angeblich aber eigentlich auf dem Weg nach Pattani im Süden Thailands.
Nach den Zusammenstößen von Red-Shirts und Silom-Protestern hat die Polizei- und Armeepräsenz nochmal zugenommen. Der Skywalk ist komplett mit Stacheldraht und schwarzem Stoff dicht; dort sammeln sich offenbar die Soldaten. Die sonst zur Mittagszeit nicht unbedingt von Stau betroffene Silom Road war auf Grund einer Kundgebung der protestierenden Anwohner und Geschäftsleute fast nicht zu durchfahren. Die ca. 500 Protestanten unterhalb der Sala Daeng-Station vor dem Central Silom Center haben eine beachtliche Atmosphäre und Lautstärke erzeugt, natürlich auch auf Grund der hallenden Lautstärke unterhalb der BTS-Station. Es wurden hunderte Thailand-Fähnchen geschwenkt und Bilder des Königs hochgehalten; eine Stimmung, die sonst auch zu einem nationalen Feiertag oder dem Königsgeburtstag stattfinden könnte. Auf Protestschildern waren Sätze zu lesen wie "We understand you. But we don't agree. Everyone can vote democratically by the next year." oder "The Democratic Demonstration. Do not hurt innocent people!" Insofern war die Stimmung eher friedensstiftend.
Das änderte sich zum Abend zwischen 16-18 Uhr. Die Silom-Protestbewegung und die Office-Leute, die von der Arbeit kamen, versammelten sich direkt an der Kreuzung, Red-Shirts auf der einen Seite (Lumpini-Park), Silom-Protester auf der anderen Seite (Dusit Thani Hotel), getrennt durch Polizei und Armee und den Verkehr der Rama IV. Die Stimmung wurde aggressiver, wenngleich nicht gewalttätig. Daumen nach unten und Mittelfinger wurden in Richtung der Red-Shirts gezeigt, ebenso wie Plakate mit der Aufschrift "Uneducated people manipulated by the Devil Thaksin" oder "Thahan suu suu" ("Kämpft, Soldaten, kämpft!", wobei es wichtig ist zu verstehen, dass der Spruch "suu suu", also "kämpf, kämpf" eher im Sinne von "Kopf hoch, nicht aufgeben" zu verstehen ist, wie ich ihn bspw. Arbeitskollege sage, wenn sie spät im Office viel zu tun haben, oder Freundinnen es zu mir sagen, wenn ich wieder viel zu tun habe). Ein Thai auf einem der Elektrizitätshäuschen schlug mit seinem Schuh in das Gesicht auf einem Thaksin-Porträt; wer die thailändische Kultur ein wenig kennt, weiss, welch rüde Beleidigung der Fuß-ins-Gesicht bedeutet (Thaksin wurde übrigens als blonder Transvestit montiert; eine ähnliche Fotomontage hatte ich ein paar Tage zuvor an den Red-Shirt-Ständen vor Siam Paragon gesehen, wo man Abishits Gesicht in einen Büffel montiert hat - auch das eine rüde Beleidigung für Thais). Schließlich skandierte die ganze Masse "ook pai" - "haut ab" und erzeugte wiederum eine beachtliche Stimmung.
Ich bin gegen 19 Uhr nach Hause abgehauen. Gegen 20.30 Uhr sind dann mehrere Bomben detoniert, bei denen nach aktuellem Stand 75 Menschen verletzt wurden, darunter ein Ausländer, und eine Thai getötet wurde. Die Bomben (bzw. Granaten) schlugen wohl vor der Krungsi-Bank Höhe Dusit Thani Hotel bzw. direkt auf dem Bahnsteig der BTS-Station Sala Daeng ein; man kann insofern davon ausgehen, dass sie für die protestierenden Silom-Anwohner und Geschäftsleute gedacht waren.
Es besteht nach wie vor kein Grund, Bangkok oder Thailand an sich zu meiden. Ich lebe um die Ecke vom MBK und komme somit zwingend immer an einer der beiden Ecken (Siam bzw. Silom) vorbei bzw. bin dort regelmäßig zwecks Essen, Shopping, Lernen und hatte nie Probleme; andererseits kann die Lage, wie man leider an heute sieht, schnell eskalieren. Sollten die beiden Seiten in Silom aufeinanderkrachen und/oder es zu Ausschreitungen mit Polizeit/Armee kommen, möchte ich nicht zwischen den Fronten und in möglichen Tränengas- und Gummigeschossen stehen. Insofern würde ich Silom momentan meiden; andere Gebiete von Bangkok sind nach wie vor vollkommen unproblematisch.
Es ist nichts neues, dass dieses politische Dilemma unlösbar scheint. Die Roten protestieren solange, bis sie wieder an die Macht kommen; danach demonstrieren sich die Gelben wieder an die Macht. Neu, und auf mich sehr verstörend wirkend, ist die öffentliche Konfrontation von Thais gegen Thais, die sich belagern, beschimpfen, verletzen. Ich verstehe die thailändische Kultur zwar mittlerweile ganz gut und weiss, dass Thais genauso Wut, Hass, Streit, usw. entwickeln. Aber eine derart öffentliche und deutliche Spaltung der sonst so auf (wenigstens oberflächlich) Einigkeit und Harmonie bedachten Thais wirkt ein wenig befremdlich.
Heute war ich den gesamten Tag in Silom. Während die Ratchaprasong auf Höhe der Kreuzung Lumpini Park bis vor ein paar Tagen nur mit den üblichen Trucks und Autos blockiert wurde, haben die Red Shirts sich mittlerweile komplett mit riesigen Barrikaden aus Autoreifen, Holz und Bambus verschanzt. Ein Bild, das ein bisschen verstörend aussieht, einfach zu sehr nach Dschungelguerilla.
Grund dürfte sein, dass die Anwohner von Silom und die dortigen Geschäftsleute, vermutlich unterstützt durch Gelb-Shirts, Pro-Government-Aktivisten und Royalisten, eine neue Front bilden und gegen die Red-Shirts protestieren. Dabei ist es gestern/vorgestern offenbar zu einem Flaschenhagel auf den roten Mob gekommen, der mit Molotov-Cocktails auf die andere Seite beantwortet wurde. Womöglich bereiten sich die Red-Shirts auch schon auf eine Räumung durch Armee und Polizei vor, die bereits angekündigt wurde. In Khon Kaen (Isaan) haben ca. 900 Red Shirts mehrere Armeezüge und Soladaten entführt. Diese waren angeblich aber eigentlich auf dem Weg nach Pattani im Süden Thailands.
Nach den Zusammenstößen von Red-Shirts und Silom-Protestern hat die Polizei- und Armeepräsenz nochmal zugenommen. Der Skywalk ist komplett mit Stacheldraht und schwarzem Stoff dicht; dort sammeln sich offenbar die Soldaten. Die sonst zur Mittagszeit nicht unbedingt von Stau betroffene Silom Road war auf Grund einer Kundgebung der protestierenden Anwohner und Geschäftsleute fast nicht zu durchfahren. Die ca. 500 Protestanten unterhalb der Sala Daeng-Station vor dem Central Silom Center haben eine beachtliche Atmosphäre und Lautstärke erzeugt, natürlich auch auf Grund der hallenden Lautstärke unterhalb der BTS-Station. Es wurden hunderte Thailand-Fähnchen geschwenkt und Bilder des Königs hochgehalten; eine Stimmung, die sonst auch zu einem nationalen Feiertag oder dem Königsgeburtstag stattfinden könnte. Auf Protestschildern waren Sätze zu lesen wie "We understand you. But we don't agree. Everyone can vote democratically by the next year." oder "The Democratic Demonstration. Do not hurt innocent people!" Insofern war die Stimmung eher friedensstiftend.
Das änderte sich zum Abend zwischen 16-18 Uhr. Die Silom-Protestbewegung und die Office-Leute, die von der Arbeit kamen, versammelten sich direkt an der Kreuzung, Red-Shirts auf der einen Seite (Lumpini-Park), Silom-Protester auf der anderen Seite (Dusit Thani Hotel), getrennt durch Polizei und Armee und den Verkehr der Rama IV. Die Stimmung wurde aggressiver, wenngleich nicht gewalttätig. Daumen nach unten und Mittelfinger wurden in Richtung der Red-Shirts gezeigt, ebenso wie Plakate mit der Aufschrift "Uneducated people manipulated by the Devil Thaksin" oder "Thahan suu suu" ("Kämpft, Soldaten, kämpft!", wobei es wichtig ist zu verstehen, dass der Spruch "suu suu", also "kämpf, kämpf" eher im Sinne von "Kopf hoch, nicht aufgeben" zu verstehen ist, wie ich ihn bspw. Arbeitskollege sage, wenn sie spät im Office viel zu tun haben, oder Freundinnen es zu mir sagen, wenn ich wieder viel zu tun habe). Ein Thai auf einem der Elektrizitätshäuschen schlug mit seinem Schuh in das Gesicht auf einem Thaksin-Porträt; wer die thailändische Kultur ein wenig kennt, weiss, welch rüde Beleidigung der Fuß-ins-Gesicht bedeutet (Thaksin wurde übrigens als blonder Transvestit montiert; eine ähnliche Fotomontage hatte ich ein paar Tage zuvor an den Red-Shirt-Ständen vor Siam Paragon gesehen, wo man Abishits Gesicht in einen Büffel montiert hat - auch das eine rüde Beleidigung für Thais). Schließlich skandierte die ganze Masse "ook pai" - "haut ab" und erzeugte wiederum eine beachtliche Stimmung.
Ich bin gegen 19 Uhr nach Hause abgehauen. Gegen 20.30 Uhr sind dann mehrere Bomben detoniert, bei denen nach aktuellem Stand 75 Menschen verletzt wurden, darunter ein Ausländer, und eine Thai getötet wurde. Die Bomben (bzw. Granaten) schlugen wohl vor der Krungsi-Bank Höhe Dusit Thani Hotel bzw. direkt auf dem Bahnsteig der BTS-Station Sala Daeng ein; man kann insofern davon ausgehen, dass sie für die protestierenden Silom-Anwohner und Geschäftsleute gedacht waren.
Es besteht nach wie vor kein Grund, Bangkok oder Thailand an sich zu meiden. Ich lebe um die Ecke vom MBK und komme somit zwingend immer an einer der beiden Ecken (Siam bzw. Silom) vorbei bzw. bin dort regelmäßig zwecks Essen, Shopping, Lernen und hatte nie Probleme; andererseits kann die Lage, wie man leider an heute sieht, schnell eskalieren. Sollten die beiden Seiten in Silom aufeinanderkrachen und/oder es zu Ausschreitungen mit Polizeit/Armee kommen, möchte ich nicht zwischen den Fronten und in möglichen Tränengas- und Gummigeschossen stehen. Insofern würde ich Silom momentan meiden; andere Gebiete von Bangkok sind nach wie vor vollkommen unproblematisch.
Es ist nichts neues, dass dieses politische Dilemma unlösbar scheint. Die Roten protestieren solange, bis sie wieder an die Macht kommen; danach demonstrieren sich die Gelben wieder an die Macht. Neu, und auf mich sehr verstörend wirkend, ist die öffentliche Konfrontation von Thais gegen Thais, die sich belagern, beschimpfen, verletzen. Ich verstehe die thailändische Kultur zwar mittlerweile ganz gut und weiss, dass Thais genauso Wut, Hass, Streit, usw. entwickeln. Aber eine derart öffentliche und deutliche Spaltung der sonst so auf (wenigstens oberflächlich) Einigkeit und Harmonie bedachten Thais wirkt ein wenig befremdlich.
เรา คนเจ้าชู้ !!!