13.09.2008, 10:25
aktuelles aus der Regionalpresse:
http://www.rnz.de/RNZ_HDKreis/00_2008091...zerin.html
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Rhein-Neckar-Zeitung schrieb:Stadt wird für ein halbes Jahr Puffbesitzerin"
Die beiden Bordelle in der Güteramtsstraße 11 und 13 sollen dem neuen Stadtteil Bahnstadt und "Campus II" weichen. Das rechte Haus wird die Stadt nun kaufen.
Es klingt vollkommen absurd, aber es ist so und hat einen guten Grund: Die Stadt Heidelberg wird für einige Zeit Besitzerin eines Hauses, in dem es einen veritablen "Puff" gibt. Und das kam so: Die Stadt kauft zwei Heidelbergerinnen ein Gebäude im neuen Stadtteil Bahnstadt ab, in dem seit einem halben Jahrhundert ein Bordell untergebracht ist. Für dieses Gebäude gibt es einen Mietvertrag einer Firma, die das "Eroscenter 13" (benannt nach der Adresse Güteramtsstraße 13) betreibt. Hier ist sinnigerweise auch die Kneipe "Zum wilden Mann" untergebracht. Natürlich wird die Stadt möglichst schnell den Mietvertrag mit den Bordellbetreibern kündigen, aber die Kündigungsfrist liegt bei einem halben Jahr und so lange vermietet die Stadt ein Haus an einen Bordellbetrieb, ist also selbst eine Art "Puffmutter", wenn auch eine höchst anständige.
Dieses Vorgehen ist vollkommen legal und eigentlich heiligt der Zweck hier mehr als die Mittel: Denn erstens ist die Gegend als Rotlichtecke der Stadt, nun ja, "bestens eingeführt", und genießt so etwas wie Bestandsschutz (man kann also nicht auf einmal die Gegend zum Sperrbezirk erklären). Und zweitens gibt es für die Stadt keine andere Möglichkeit, um in den Besitz des Hauses zu kommen und das Bordell dann dichtzumachen.
Baubürgermeister Bernd Stadel wollte zu dem heiklen Thema, das außerdem im Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderates als "vertraulich" eingestuft wurde, nicht detailliert Stellung nehmen, aber er bestätigte, dass die Stadt das Gebäude in der Güteramtsstraße kaufen wird: Man habe sich mit der Gebäudebesitzerin "einvernehmlich geeinigt". Und der Mietvertrag mit dem Bordellbetrieb? "Wenn wir kaufen, dann treten wir zunächst in bestehende Vertragsverhältnisse ein wie es bei jedem Kauf gilt. Aber wir werden dann so schnell wie möglich den Vertrag beenden, damit wir das Gebäude abreißen können. Und bis dahin gilt die vertraglich vereinbarte Kündigungszeit." Mit anderen Worten: Die Stadt kauft das Gebäude, um das Bordell rauszubekommen, ist aber bis zum Ende des Mietvertrags Vermieter eines Bordellbetriebs. Stadel besteht aber darauf, "dass die Stadt nicht Betreiber eines Bordells ist, das ist uns ganz wichtig".
Nun gibt es neben dem so gut wie verkauften Bordell noch ein weiteres, das "Eros-Center Heidelberg" in der Güteramtsstraße 11. Dessen Geschäftsführer Kalle Siegele weiß zwar von den Plänen, die die Stadtverwaltung mit der Bahnstadt hat und dass deswegen sein Etablissement auch weichen soll. Aber im Gegensatz zu seinen Nachbarn denkt Siegele nicht daran, seinen Betrieb zu schließen: "Wir hätten gern von der Stadt einen gleichwertigen Platz angeboten." Doch in Sachen Ausweichquartier hat sich bisher noch nichts getan, bestätigt auch Baubürgermeister Stadel: "Fest steht nur, dass es so, wie es ist, nicht bleiben kann, wenn wir die Bahnstadt entwickeln wollen." Zumal beide Bordelle ja auch gerade am Eingang zum neuen Stadtteil stehen, wenn man aus dem Hauptbahnhof herauskommt. Nach RNZ-Informationen gehört die Hausnummer 11 einem Heidelberger, der es Siegele in Erbpacht überlassen hat also bekäme man Siegele und seine laut Eigenwerbung "über 30 internationalen Mädchen" so schnell nicht aus dem Haus und aus dem neuen Stadtteil. Nicht unwahrscheinlich, dass eine solche, laut Gesetz, "Vergnügungsstätte" eher in einem Gewerbegebiet wie Rohrbach Süd (wo es schon eine Ansammlung von "Studios" gibt) anzusiedeln wäre.
Aber das hat noch Zeit, die Stadt kümmert sich jetzt erst einmal um den auslaufenden Mietvertrag im rosa Altbau nebenan: Bürgermeister Stadel sieht die Pikanterie der Situation, fügt aber hinzu: "Das ist eine seltsame Situation, die man sicherlich so nicht anstrebt. Aber sie führt zum gewünschten Ergebnis."