13.12.2020, 11:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2020, 11:45 von Edgewalker.)
Das liegt in den südosteuropäischen Ländern auch an den gewachsenen Strukturen und der bis vor einer Generation geringeren Bewegungsfreiheit. In Deutschland hatten wir seit den bismarck'schen Sozialreformen vor 140 Jahren bereits ein staatliches Versorgungsnetz, dass in der Folgezeit immer weiter ausgebaut wurde. Gleichzeitig ist die Verstädterungsquote und damit das Auseinanderreißen der ursprünglichen, nahe bei einander lebenden Familienverbände schneller vorangeschritten. Anders in Rumänien und Bulgarien; zum einen waren das bis vor 30 Jahren noch kommunistische Diktaturen, wo man nicht mir nix dir nix von A nach B ziehen konnte, und zum anderen sind die Länder auch heute noch ländlicher geprägt als Deutschland und besitzen ein weitaus löcheriges Versorgungsnetz. Wenn man in so einer Gesellschaft sozialisiert wird - auch wenn die nominale Kinderanzahl vielleicht nicht höher ist als bei uns, aber die Familie als solches näher beieinander wohnt - ist es einfach, großem sozialem Druck ausgesetzt zu sein. Das soll jetzt keine Verteidigung von Alina's Familie sein; das sind faule Schweine, denn auch in Rumänien kann man Geld verdienen, wenn man einen Schulabschluss hat. Aber es erklärt vielleicht ein Stück weit, warum sie sich nur schwer von dem Druck abnabeln kann, wenn daheim im Umkreis von 20 Kilometern ums Elternhaus die gesamte Sippschaft sitzt, ein und aus geht, und eine entsprechende Erwartungshaltung aufgebaut wird.