(21.03.2020, 13:23)my2cents schrieb: Was ist einfacher mit dem selben Personal zu überwachen, ein generelles Ausgangsverbot oder spontane Ansammlungen >5 Personen? Bei ersterem kontrolliert man stichprobenweise alle die man antrifft, bei zweiterem muss man schon aktiv und personalintensiv danach suchen und Glück haben die Gruppen anzutreffen.
Ist wie bei Großkontrollen auf Autobahnen, alles über einen großen Rastplatz leiten und wenn eine Kontrollstelle wieder frei ist den nächsten rauswinken.
Über die Verhältnismäßigkeit brauchen wir da logischerweise nicht zu reden. Einschränken aller wegen einiger weniger Deppen ist ein gern genutztes Mittel. Wären alle vernünftig bräuchten wir keine StVO. Aber da wir nun mal einer egomanen und habgierigen Spezies angehören die zu Arroganz neigt geht es wohl nicht anders.
Ökonomisch betrachtet wäre nichts tun am sinnvollsten, würde aber 100tausende das Leben kosten, wenn nicht sogar Millionen, allein hierzulande. Vor allem die Stammwähler der Regierungsparteien wären als primäre Risikogruppe betroffen ebenso wie ein guter Teil unserer gewählten Vertreter. Also wird alles getan um so wenig Opfer wie nötig produzieren. Und wenn es 100tausende oder Millionen die Existenz / Jobs kostet. Die Wirtschaft kommt irgendwann wieder in Gang, ein verlorenes Leben nicht.
Bleiben wir zunächst bei den Zahlen und den Hochrechnungen:
Ein Impfstoff auf regulärem Wege wird Anfang 2021 erwartet, bis dahin gibt es nur drei Möglichkeiten:
1.) Das Virus breitet sich unkontrolliert aus. Dann erfolgt der Höhepunkt, wenn die Herdenimmunität erreicht ist, nach wissenschaftlichen Hochrechnungen wäre das im August/September mit rund 50 Mio Infizierten und rund 5-10% Toten aufgrund der vollkommenen Überlastung des Gesundheitssystems. Wären also 2,5-5,00 Mio Tote, darunter auch viele Leistungsträger in Politik und Wirtschaft plus die bis dahin grassierende Angst in der Bevölkerung, die ebenfalls durch Kaufzurückhaltung die Wirtschaft schädigt.
2.) Das Virus wird durch radikale Eindämmung an der unkontrollierten Verbreitung gehindert. Dann erleben wir im optimalen Fall eine Verbreitung in Wellen, wobei jede Welle durch das Gesundheitssystem abgefangen werden kann. Die Letalität liegt dann bei 0,5-1%, wären bei angenommenen 10 Mio Infizierten bis zur Impfung etwa 50.000-100.000 Verluste, von denen mehr als 50% durch Vorerkrankungen wahrscheinlich früher oder später sowieso gestorben wären. Angesichts von rund 700.000-800.000 Tote pro Jahr in Deutschland keine dramatische Zahl, Einzelschicksale wird es immer geben.
3.) Das Verfahren zur Erlangung des Impfstoffs wird beschleunigt, z.B. indem die Nebenwirkungen etwas kürzer getestet werden.
Für die Wirtschaft wäre 3 am optimalsten, gefolgt von 1 und am Ende 2.
Ich denke und hoffe, dass es eine Kombi von 2+3 geben wird. Wir haben hier zwei Organismen, die zu gleicher Zeit drohen zusammenzubrechen: Die Lunge der Infizierten und die Wirtschaft als die Lunge für den sozialen und ökonomischen Frieden. Ein Abgleiten in eine Depression wie 1929 (nach aktuellen Zahlen sind wir auf dem besten Weg dahin) würde ebenfalls sehr viel Leid und auch Menschenleben fordern, z.B. Suizide und Radikalisierungen. Im Zuge der "Great Depression" 1929 ist die Arbeitslosigkeit in der Weimarer Republik auf 30% gestiegen - bis ein gewisser AH 1933 den Menschen eine vermeintliche Perspektive gab, Autobahnen bauen ließ und die Welt in die Urkatastrophe der Neuzeit führte, die prozentual auf die damalige Weltbevölkerung wohl mehr Menschenleben gekostet hat als es Corona in der gleichen Zeit auch in den worst case Szenarien zu tun vermag.