Zwangsprostitution und Menschenhandel
Ich war bei Razzien/Kontrollen in FKK Clubs dabei. Lief alles gesittet und ruhig ab. Freier wurden nur manachmal kontrolliert, wenn sie den Club vorzeitig verlassen wollten. Und auch dann nur mit telefonischer Abfrage über Name/Vorname.

Stuart, hab da kein Problem mit
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(07.12.2013, 08:55)hermescali schrieb: ... es gibt Opfer. Und denen kann man nur mit mehr Kontrollen helfen.

Mit Kontrollen kann man Opfer evtl. entdecken. Geholfen ist den Opfern damit noch nicht.

(07.12.2013, 13:49)BornIn1980 schrieb: Ich bleibe nach wie vor bei dem Standpunkt, dass mehr Kontrollen gut sind.

Nichts gegen Kontrollen. Sie sind manchmal notwendig. Aber "mehr" Kontrollen sind i.d.R. nie "gut". Sie sind ein Zeichen dafür, das weiter vorne in einem Prozess etwas falsch läuft. Wenn alles optimal laufen würde, müsste man nicht kontrollieren, denn es gäbe ja kein Problem...

Was ich sagen will ist:
Solange wir uns keine Gedanken machen, wie wir gleichzeitig die Ursachen (hier fallen mir auf Anhieb Armut und als Folge der Armut eine unzureichende Bildung ein) von Zwangsprostitution bekämpfen können, werden die Kontrollen vermutlich keine echte Besserung bringen.

Gruß,
Wanker (der sich im übrigen fragt, woher dieser ständige Drang, alles kontrollieren zu wollen, kommt. Ist das etwas typisch deutsches?)
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Armut und Zwangsprostitution ursächlich auf eine Stufe zu stellen halte ich für falsch. Ich wäre auch arm, wenn ich nicht arbeiten würde. Den meisten hier dürfte es nicht anders gehen.

Kontrollen sind immer da notwendig, wo etwas aus dem Ruder läuft und Menschen sich nicht an bestehende Regeln oder Gesetze halten. Und wo Menschen im Spiel sind, ist exakt das zu erwarten. Übrigens sind Kontrollen auch notwendig, um die Einhaltung der Regeln und Gesetze zu überwachen und Verstöße zu ahnden. Was ohne Verkehrskontrollen hier los wäre will ich lieber ich nicht wissen.
Halte Dich an die Regeln und Du hast nichts zu befürchten. Im Prinzip ganz simpel. Trotzdem meckern etliche über "Abzocke" bei Radarfallen. In geschlossenen Ortschaften gilt nun mal automatisch ein Tempolimit von max. 50. Jeder lernt das in der Fahrschule. Trotzdem gibt es scheinbar mehr als genug Unbelehrbare, sonst würden sich diese "Abzockfallen" nicht lohnen. Und jetzt ratet mal, wieso auch alles andere kontrolliert wird: Weil sich sonst kein Aas an die Regeln halten würde.

m2c, das letzte Mal vor 6 Jahren außerorts geblitzdingst worden und erst letzte Woche Samstag folgenlos an einer innerstädtischen Kontrolle vorbeigekommen...
Internet Explorer ist wie ungeschützter Geschlechtsverkehr: Alle sind aufgeklärt, was die Nachteile angeht und dennoch gibts noch Leute die da anderer Meinung sind.
(gefunden auf ibash.de)
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Ich denke schon, dass Armut beziehungsweise Bildungsarmut eine Ursache von ZwangsProstitution ist.
Wenn die Mädels alle so gebildet wären, hätten sie in ihrer Heimat oder auch hier ganz andere Möglichkeiten...
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(07.12.2013, 17:41)my2cents schrieb: Armut und Zwangsprostitution ursächlich auf eine Stufe zu stellen halte ich für falsch. Ich wäre auch arm, wenn ich nicht arbeiten würde. Den meisten hier dürfte es nicht anders gehen.

Das hat auch keiner behauptet.
Armut in einigen Ländern ist ursächlich für die Zuwanderung in reichere Länder und (um beim Thema zu bleiben) für mehr Prostituierte dort.
Ursächlich für Zwangsprostitution sind Kriminelle.

Übrigens entsteht Armut nicht unbedingt dadurch das die Leute nicht arbeiten wollen.

(07.12.2013, 17:41)my2cents schrieb: Kontrollen sind immer da notwendig, wo etwas aus dem Ruder läuft und Menschen sich nicht an bestehende Regeln oder Gesetze halten.

Unbestritten. Es geht aber um die Frage ob wir MEHR Kontrollen brauchen.
Brauchst Du noch mehr Blitzer?

(07.12.2013, 17:41)my2cents schrieb: m2c, das letzte Mal vor 6 Jahren außerorts geblitzdingst worden und erst letzte Woche Samstag folgenlos an einer innerstädtischen Kontrolle vorbeigekommen...

Gratuliere Dir, dass Du so ein vorbildlicher Bürger und Verkehrsteilnehmer (in jeder Hinsicht) bist. An Dir sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen :-)
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(07.12.2013, 20:25)mica-sb schrieb: Ich denke schon, dass Armut beziehungsweise Bildungsarmut eine Ursache von ZwangsProstitution ist.

Wenn Du das "Zwangs" rausnimmst, stimmt es wieder.

Stuart, und daher natürlich viele Mädels aus Ro und Bu
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(07.12.2013, 17:41)my2cents schrieb: Armut und Zwangsprostitution ursächlich auf eine Stufe zu stellen halte ich für falsch. Ich wäre auch arm, wenn ich nicht arbeiten würde. Den meisten hier dürfte es nicht anders gehen.

Ich möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken, als würde ich dir das Wort im Mund umdrehen, aber so wie Du das schreibst klingt das für mich so, als wolltest Du sagen, das Armut keinesfalls eine Ursache für Zwangsprostitution sein kann.

Wenn ich das so durchdenke, dann könnte ich auf die dumme Idee kommen, das es eigentlich genau so viele Zwangsprostituierte aus der Schweiz und aus Schweden geben müsste, wie z.B. aus Rumänien oder Bulgarien...

Kurz gesagt: ich sehe dort einen ursächlichen Zusammenhang. Wohlgemerkt: "einen", nicht "den". Es gibt bestimmt noch viele andere Ursachen.

(07.12.2013, 17:41)my2cents schrieb: Kontrollen sind ... notwendig, um die Einhaltung der Regeln und Gesetze zu überwachen und Verstöße zu ahnden.
...
Halte Dich an die Regeln und Du hast nichts zu befürchten.
...

Ja, dieses archaische Prinzip der Androhung bzw. Anwendung von Gewalt ist mir bekannt. Spätestens seit Kant gibt es aber eine (wie ich finde) bessere Alternative, gemeinhin bekannt als "Vernunft". Das Konzept sagt (vereinfacht), das ein aufgeklärter Mensch in der Lage ist, die Konsequenzen seines Handelns abzuschätzen, und dadurch in der Lage ist, "gute" und "schlechte" Alternativen voneinander zu unterscheiden, was letztendlich Sanktionen überflüssig macht, weil der Mensch sich ja moralisch (also "gut") verhält.

Graue Theorie, und alle studierten Philosophen werden bei dieser Zusammenfassung bestimmt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen... Wink

Der Schlüssel in diesem Konzept ist das Wörtchen "aufgeklärt". Das ganze Konzept setzt ein gewisses Maß an Bildung voraus. Nur wer ein gewisses Maß an Bildung erfahren hat, kann die Konsequenzen seines Handelns absehen und richtig handeln. Wenn diese Bildung fehlt, muss man auf Sanktionen zurückgreifen, da Einsicht nicht gegeben ist.

Ausnahmsweise hab ich hier auch mal ein halbwegs passendes Beispiel aus dem Straßenverkehr parat:
Es gilt eine innerörtliche Geschwindigkeitsbegrenzung für KFZ, nämlich 50km/h, und die meisten Verkehrsteilnehmer halten sich ungefähr daran.
In den meisten Fällen geschieht dies, weil die Sanktion für schnelleres Fahren (Geldstrafe, Punkte, usw.) bekannt ist.
In erheblich weniger Fällen geschieht dies, weil die Konsequenz eines Unfalls mit Fußgängern bei mehr als 50km/h bekannt ist. Da sieht es nämlich so aus, das bei einem Unfall die Geschwindigkeit in direktem Zusammenhang mit der Schwere der Verletzung des Fußgängers steht, und laut Statistik sterben bei einem Unfall mit 50km/h "nur" 2 von 10 Fußgängern, während es bei 60km/h bereits 8 von 10 sind.

In Kants Konzept der Vernunft würde es nun so aussehen, das alle Menschen "aufgeklärt" sind und sich nicht nur freiwillig, sondern aus der Überzeugung heraus, das "Richtige" zu tun, an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten würden. (Ja ich weiss: Theorie ist das, was in der Praxis nie funktioniert.)


Trotzdem bleibe ich dabei: Kontrollen sind kein Mittel zur Ursachenbekämpfung.

Wenn ich als Analogie mal eine beliebige am Fließband hergestellte Ware heranziehen darf. Am Anfang des Fließbands arbeiten übermüdete, schlecht ausgebildete Lohnsklaven. Am Ende des Fließbandes durchläuft die Ware einen Qualitätscheck. Wenn die Ware "okay" ist, wird sie eingetütet und verschickt, wenn nicht wird sie aussortiert und kommt auf den Müll.
Alternative A: kein Qualitätscheck, Kunde bekommt Schrott
Alternative B: wenig Stichproben, etwas Müll, Kunde bekommt immer noch Schrott
Alternative C: viele Stichproben, viel Müll, Kunde bekommt immer noch Schrott, aber weniger als bei B
Alternative D: vollständige Kontrolle, extrem viel Müll, Kunde bekommt keinen Schrott mehr.

Da keine dieser Alternativen versucht, die Gründe für die schlechte Produktqualität herauszufinden, sind die Alternativen A-C ungeeignet, um ein brauchbares Produkt zu bekommen. Die Alternative D funktioniert aber leider nur an einem Fließband. Auf die Prostitution übertragen würde das nämliche totale Kontrolle jeder einzelnen Prostituierten und jedes Freiers bedeuten und in einem solchen Überwachungsstaat möchte ich eigentlich nicht leben.

Und deshalb bin ich auch gegen eine platte Forderung nach "mehr Kontrollen". Mir ist bewusst, das Kontrollen notwendig uns sinnvoll sind.
Aber ich möchte sicher sein können, das gleichzeitig versucht wird, die Ursachen zu erforschen und zu bekämpfen. Denn erst wenn das Problem so weit verstanden worden ist, das man die Ursachen kennt, weiss man auch wie die Kontrollen sinnvoll zu gestalten sind.

Gruß,
Wanker
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Es bedanken sich: elreydebesos,zap
(08.12.2013, 00:25)Stuart schrieb:
(07.12.2013, 20:25)mica-sb schrieb: Ich denke schon, dass Armut beziehungsweise Bildungsarmut eine Ursache von ZwangsProstitution ist.

Wenn Du das "Zwangs" rausnimmst, stimmt es wieder.

Ich denke ihr habt beide Recht. Je größer die Armut, desto verlockender scheint das Geld in den wohlhabenden Regionen. Das gilt natürlich sowohl für "freiwillige" Prostituierte, als auch für Menschenhändler und Kriminelle jeder Art.
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(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Und deshalb bin ich auch gegen eine platte Forderung nach "mehr Kontrollen". Mir ist bewusst, das Kontrollen notwendig uns sinnvoll sind.
Aber ich möchte sicher sein können, das gleichzeitig versucht wird, die Ursachen zu erforschen und zu bekämpfen. Denn erst wenn das Problem so weit verstanden worden ist, das man die Ursachen kennt, weiss man auch wie die Kontrollen sinnvoll zu gestalten sind.

Hervorragender, intelligenter Beitrag. Danke!

Möchte trotzdem zu Deinem obigen Resümee anmerken dass die Ursachen der Zwangsprostitution m.E. viel zu simpel sind um den guten alten Kant bemühen zu müssen.

Die Ursache von Prostitution osteuropäischer Frauen in Deutschland sind Armut und Perspektivlosigkeit in ihren Heimatländern.

Die Ursachen von Zwangsprostitution sind Kriminelle.

Die Crux an der Sache ist eigentlich nur (darüber schreibe zumindest ich die ganze Zeit), dass man den Anteil der Zwangsprostituieren und damit die Größe des Problems nicht ansatzweise verifizieren kann.
Zahlen und Schätzungen liegen, wie mehrfach erwähnt, zwischen 0,1 ud 90%!
Solange das nicht passiert, kann man auch keine angemessene Lösung finden.

Man kann aber gerne darüber diskutieren was man machen könnte wenn man wüßte worum es ginge :-)
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@Stuart
Was ich eigentlich meinte war, dass einerseits wenn jemand wenig gebildet ist er(in dem Fall der Zuhälter) nach Einnahmequellen sucht bei denen er möglichst einfach zu relativ viel Geld kommt und andererseits, dass die eher ungebildeten Mädels es 1. eher mit sich machen lassen ( also zb sie anschaffen zu schicken) weil sie meinen sonst keine Perspektive zu haben.

Das ist doch ein Unterschied zu einer "normalen" Prostituierten, die sich zwar evtl auch aus Armut aber nicht mangels Perspektiven freiwillig entschließt anschaffen zu gehen?!
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(08.12.2013, 01:55)elreydebesos schrieb: ... die Ursachen der Zwangsprostitution [sind] m.E. viel zu simpel sind um den guten alten Kant bemühen zu müssen.

Ist es wirklich so einfach? Jedes mal, wenn ich solch einfache Erklärungen für komplexe soziale Probleme sehe, werde ich misstrauisch. Probleme im menschlichen Miteinander sind selten "einfach" und noch seltener kann man so einfach zwischen "gut" und "böse" unterscheiden...


(08.12.2013, 01:55)elreydebesos schrieb: ... dass man den Anteil der Zwangsprostituieren und damit die Größe des Problems nicht ansatzweise verifizieren kann.
... Solange das nicht passiert, kann man auch keine angemessene Lösung finden.

Um den Anteil zu bestimmen, muss man die Gesamtgröße kennen. In der Konsequenz würde das eine Registrierung aller Prostituierten bedeuten. Das sehe ich etwas skeptisch, die Prostituierten wollen das (glaube ich) nicht.

Und was das Thema "angemessene Lösung" angeht: Ich verstehe, was Du meinst, aber ich finde die Wortwahl ungeschickt. Die einzige angemessene Lösung für Zwangsprostitution und Menschenhandel ist, sie zu unterbinden. Aber natürlich hast Du Recht, um passende/wirksame/effektive/vernünftige Maßnahmen zu finden, sollte man das Problem und die Ursachen verstanden haben.

Gruß,
Wanker
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(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Spätestens seit Kant gibt es aber eine (wie ich finde) bessere Alternative, gemeinhin bekannt als "Vernunft". Das Konzept sagt (vereinfacht), das ein aufgeklärter Mensch in der Lage ist, die Konsequenzen seines Handelns abzuschätzen, und dadurch in der Lage ist, "gute" und "schlechte" Alternativen voneinander zu unterscheiden, was letztendlich Sanktionen überflüssig macht, weil der Mensch sich ja moralisch (also "gut") verhält.
Hach, was wäre das schön wenn alle danach handeln würden. Tun sie aber nicht. Die Freiheit zu eigenen Entscheidungen nach Vernunft endet da, wo andere von den eigenen (Fehl-)Entscheidungen betroffen sind und auch als unberechenbare Faktoren involviert sind. Nach dem Denkschema dürfte es keine Abzocke in jeglicher Form mehr geben, ebenso keine Ausbeutung von Arbeitnehmern, weil ja die anderen Vernünftigen die Produkte des Herstellers nicht mehr kaufen würden, keine Verkehrsunfälle mehr, weil jeder einberechnet, das die anderen Mist bauen könnten, usw. Leider sieht die Realität anders aus. Als Lebensmodell eines einzelnen machbar, in dem Moment, wo ein einziger Unvernünftiger darin herumpfuscht, nicht mehr.

(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Trotzdem bleibe ich dabei: Kontrollen sind kein Mittel zur Ursachenbekämpfung.
Korrekt. Sie sind in Verbindung mit Strafen dazu da, den allgegenwärtigen Egoismus der Ellenbogengesellschaft einzudämmen. Und leider auch notwendig. Aufsmaul

(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Wenn ich als Analogie mal eine beliebige am Fließband hergestellte Ware heranziehen darf. Am Anfang des Fließbands arbeiten übermüdete, schlecht ausgebildete Lohnsklaven. Am Ende des Fließbandes durchläuft die Ware einen Qualitätscheck. Wenn die Ware "okay" ist, wird sie eingetütet und verschickt, wenn nicht wird sie aussortiert und kommt auf den Müll.
Alternative A: kein Qualitätscheck, Kunde bekommt Schrott
Alternative B: wenig Stichproben, etwas Müll, Kunde bekommt immer noch Schrott
Alternative C: viele Stichproben, viel Müll, Kunde bekommt immer noch Schrott, aber weniger als bei B
Alternative D: vollständige Kontrolle, extrem viel Müll, Kunde bekommt keinen Schrott mehr.
Du hast die logische Alternative E vergessen: Stichproben zur Identifizierung von möglichen Problemen im Prozess und danach handeln. Keinen Müll zu produzieren bedeutet den Gewinn steigern. Menschen sind immer eine Schwachstelle, egal ob übermüdet, finanzielle oder private Probleme, etc. Davon sind die Chefetagen nicht ausgenommen.

Bildung schützt nicht vor Fehlentscheidungen im Beruf oder privat bei Angeboten, die zu interessant und verlockend klingen. Auf letzterem bauen ganze Geschäftsmodelle auf, auch die von Menschenhändlern. Da wird mit der Ungewissheit der Zukunft gezielt um das Geld der Opfer geworben. Oder eben nicht nur beim Menschenhandel auch mit dem Versprechen einer besseren Zukunft.

Die einzige Bildung, die dazu notwendig ist, alles und jedes zu hinterfragen, ist die Vermittlung der Tatsache, dass es so gut wie keine echten Wohltäter gibt und kaum jemand aus purem Gemeinschaftsnutzen heraus handelt sondern in der Regel für sich selbst. Könnte man den Kids schon im Kindergarten oder der Grundschule vermitteln. Wird aber selbst hierzulande nicht getan, schließlich zahlen auch die Abzockerfirmen und deren Arbeitnehmer Steuern und das Wissen, dass die menschliche Welt von Natur aus schlecht ist und man niemandem auf Anhieb vertrauen kann, schmälert die kindliche Unbeschwertheit ungemein.
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(08.12.2013, 10:10)Wanker schrieb:
(08.12.2013, 01:55)elreydebesos schrieb: ... die Ursachen der Zwangsprostitution [sind] m.E. viel zu simpel sind um den guten alten Kant bemühen zu müssen.

Ist es wirklich so einfach? Jedes mal, wenn ich solch einfache Erklärungen für komplexe soziale Probleme sehe, werde ich misstrauisch. Probleme im menschlichen Miteinander sind selten "einfach" und noch seltener kann man so einfach zwischen "gut" und "böse" unterscheiden...

Wenn Du Zwangsprostitution als ein komplexes, soziales Problem im "menschlichen Miteinander" ansiehst, hättest Du recht.
Aber eigentlich (auch wenn Dir die komplizierten, philosophischen Ansätze mehr liegen) ist es schlicht und einfach ein Verbrechen das mit 5 Jahre Knast geahndet wird.
Ansonsten könne man auch argumentieren dass z.B. Bankraub ein Problem im "menschlichen Miteinander" ist das darauf beruht dass einige Menschen weniger Geld haben als andere.


(08.12.2013, 01:55)elreydebesos schrieb: ... dass man den Anteil der Zwangsprostituieren und damit die Größe des Problems nicht ansatzweise verifizieren kann.
... Solange das nicht passiert, kann man auch keine angemessene Lösung finden.

(08.12.2013, 10:10)Wanker schrieb: Um den Anteil zu bestimmen, muss man die Gesamtgröße kennen. In der Konsequenz würde das eine Registrierung aller Prostituierten bedeuten. Das sehe ich etwas skeptisch, die Prostituierten wollen das (glaube ich) nicht.

Warum eigentlich nicht? Man doch auch eine anonymisierte Registrierug vornehmen bei der nicht die persönlichen Daten gespeichert werden.
Ok, viel Vertrauen wird den Behörden in der Sache da nicht entgegen gebracht werden aber theoretisch sollte eigentlich jede Prostituierte bereits registriert sein.
Beim Finanzamt nämlich.
Ich weis, die Praxis sieht momentan anders aus aber daran wird ja gearbeitet (Düsseldorfer Verfahren).

(08.12.2013, 10:10)Wanker schrieb: Und was das Thema "angemessene Lösung" angeht: Ich verstehe, was Du meinst, aber ich finde die Wortwahl ungeschickt. Die einzige angemessene Lösung für Zwangsprostitution und Menschenhandel ist, sie zu unterbinden. Aber natürlich hast Du Recht, um passende/wirksame/effektive/vernünftige Maßnahmen zu finden, sollte man das Problem und die Ursachen verstanden haben.

Ja, toll das Du nicht für einfache Erklärungen bist :-)

Man könnte auch schreiben "Die einzige, angemessene Lösung um Verkehrsunfälle zu verhindern ist, sie zu unterbinden."

Das Problem ist aber nicht das WAS sondern das WIE.

Es sei daran erinnert daß alle Tatbestände über die wir hier reden (Zwangsprostitution, Zuhälterei, Menschenhandel) in Deutschland schon immer verboten waren und auch schwer bestraft werden wenn sie rauskommen (siehe Pussy-Club Fellbach Prozesse).
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(08.12.2013, 14:18)elreydebesos schrieb: Aber eigentlich ... ist es schlicht und einfach ein Verbrechen ...

Ansonsten könne man auch argumentieren dass z.B. Bankraub ein Problem im "menschlichen Miteinander" ist das darauf beruht dass einige Menschen weniger Geld haben als andere.

So wie Du es formuliert, ist es zwar ein bisschen überspitzt (was ich durchaus gut finde, denn es macht es verständlicher), aber ja, das ist im Prinzip das worauf ich hinaus will.
Ich sehe nicht "die kriminelle Menschenhändler" als das erste Glied in der Kette und höre dort auf zu suchen, sondern mich interessiert auch deren Motivation, die Strukturen im Umfeld, evtl. auch die Hintermänner und vielleicht auch internationale Kontakte.
Denn schließlich wäre es ja ansonsten auch viel zu einfach, das Problem aus der Welt zu schaffen: einfach die Menschenhändler finden und aus dem Verkehr ziehen und *schwups* gibt es keine Zwangsprostitution mehr.


(08.12.2013, 14:18)elreydebesos schrieb:
(08.12.2013, 10:10)Wanker schrieb: In der Konsequenz würde das eine Registrierung aller Prostituierten bedeuten. Das sehe ich etwas skeptisch, die Prostituierten wollen das (glaube ich) nicht.

Warum eigentlich nicht?

Genau kann ich das auch nicht mehr sagen, ich meine ich hätte das in der letzten Maischberger-Sendung mit Schwarzer von der Interessenvertreterin der Prostituierten gehört, es kann aber auch sein, das das in irgendeinem Interview stand, das hier vom Nachrichten-Thread aus verlinkt ist.
Prinzipiell geht es (wenn ich mich recht erinnere) bei der Ablehnung um ungerechtfertigte Diskriminierung des Berufs und der damit verbundenen Einschränkung der persönlichen Freiheit (bzgl. freie Berufsausübung) der Prostituierten, aber auch um die Befürchtung, von den zuständigen Ämtern gegängelt zu werden.

Deine Idee, die Daten anonym zu erheben, finde ich aber ganz interessant. Das Problem, das man trotz der Anonymität eine Eindeutigkeit garantieren muss um keine Prostituierte doppelt zu erfassen, ist zwar nicht trivial, aber sicher lösbar.


(08.12.2013, 14:18)elreydebesos schrieb: Ja, toll das Du nicht für einfache Erklärungen bist :-)

Man könnte auch schreiben "Die einzige, angemessene Lösung um Verkehrsunfälle zu verhindern ist, sie zu unterbinden."

Ich wollte eigentlich nur folgendes sagen:
Deine Formulierung "eine angemessene Lösung finden" verharmlost das Problem Zwangsprostitution durch Deine Wortwahl. Zwangsprostitution ist ein Verbrechen, und zwar gegen das im Grundgesetz garantierte Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, sowie auf die Menschenwürde der betroffenen Person. Der Staat ist verpflichtet, diese Rechte zu schützen. Diese Grundrechte sind absolut, existieren also ganz oder gar nicht. Es gibt keine 50% Menschenwürde.
Das Wort "angemessen" ist in diesem Kontext unangebracht, weil es zum einen subjektiv ist (welchen Betrag findest Du angemessen für z.B. einen Blowjob, welchen Betrag empfinde ich als angemessen?), zum anderen weil es relativierend ist (im Sinne von: es gibt auch "unangemessene" Lösungen) und damit im Widerspruch zur Absolutheit der Grundrechte steht.
Also noch einmal: ich habe mich nur an diesem einen Wort gestört. Ansonsten habe ich Dir Recht gegeben, und tue das im übrigen immer noch. Wenn ich mich zu umständlich und missverständlich ausgedrückt habe (das passiert mir immer wieder mal), dann tut mir das zwar Leid, aber ich hoffe auch, das ich jetzt meinen Punkt klar gemacht habe.

Gruß,
Wanker
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(08.12.2013, 11:00)my2cents schrieb:
(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: ... Kant ... "Vernunft". ...

Hach, was wäre das schön wenn alle danach handeln würden. Tun sie aber nicht. ... Leider sieht die Realität anders aus. ...

Ja, das hast Du recht. Ich glaube ich hatte in meinem Beitrag auch deutlich gemacht, das es sich dabei um eine eher theoretische Alternative handelt.


(08.12.2013, 11:00)my2cents schrieb:
(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Trotzdem bleibe ich dabei: Kontrollen sind kein Mittel zur Ursachenbekämpfung.

Korrekt. Sie sind in Verbindung mit Strafen dazu da, den allgegenwärtigen Egoismus der Ellenbogengesellschaft einzudämmen. Und leider auch notwendig. Aufsmaul

Ja, auch hier hast Du recht.

Allerdings sind Kontrollen und Strafen, wenn sie alleiniges Mittel sind, keine Lösung, sondern werden schnell zu einem Problem. Eine zweigleisige Strategie, die parallel dazu auf Einsicht setzt, ist langfristig besser. Meiner Meinung nach zumindest. Ein erfolgreicher Diktator sieht das bestimmt anders, weil er mit seinen Kontrollen und Strafen gut fährt...


(08.12.2013, 11:00)my2cents schrieb:
(08.12.2013, 00:51)Wanker schrieb: Wenn ich als Analogie mal eine beliebige am Fließband hergestellte Ware heranziehen darf....

Du hast die logische Alternative E vergessen:

Nein, ich habe sie nicht vergessen, ich habe sie absichtlich dort nicht aufgeführt. Und da Du sie ja hier beschrieben hast, ist sie wohl ausreichend offensichtlich um meinen Punkt (nicht einfach "mehr" Kontrollen ohne daraus auch Rückschlüsse auf die offensichtlichen Probleme zu ziehen) zu unterstreichen Wink


(08.12.2013, 11:00)my2cents schrieb: Die einzige Bildung, die dazu notwendig ist, ... schmälert die kindliche Unbeschwertheit ungemein.

Das ist schon sehr zynisch, oder? Ich meine, ich hab auch regelmäßig solche Phasen, wo mir die Schlechtheit der Welt hochkommt. Aber wenn ich nicht mehr daran glauben würde, das ich etwas (so klein oder wenig es auch ist) verbessern kann, dann würde ich mich doch sofort mit einem Strick erschießen, oder?

Gruß,
Wanker
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(08.12.2013, 22:04)Wanker schrieb: Denn schließlich wäre es ja ansonsten auch viel zu einfach, das Problem aus der Welt zu schaffen: einfach die Menschenhändler finden und aus dem Verkehr ziehen und *schwups* gibt es keine Zwangsprostitution mehr.

Genauso wird das aber gemacht. Bei allen Verbrechen.
Wenn man eventuelle Hintermänner ermitteln kann - gut. Ansonsten werden die anderen trotzdem verhaftet.
Die Motivation (die bei Menschenhändlern nun wirklich nicht schwierig herauszufinden ist) spielt höchstens bei der Strafzumessung eine Rolle.

(08.12.2013, 10:10)Wanker schrieb: Deine Idee, die Daten anonym zu erheben, finde ich aber ganz interessant. Das Problem, das man trotz der Anonymität eine Eindeutigkeit garantieren muss um keine Prostituierte doppelt zu erfassen, ist zwar nicht trivial, aber sicher lösbar.

Hm, das ist garnicht so trivial insbesondere bei der hohen Fluktuation in den Clubs. Muß ich Dir recht geben.

(08.12.2013, 10:10)Wanker schrieb: Deine Formulierung "eine angemessene Lösung finden" verharmlost das Problem Zwangsprostitution durch Deine Wortwahl. Zwangsprostitution ist ein Verbrechen, und zwar gegen das im Grundgesetz garantierte Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, sowie auf die Menschenwürde der betroffenen Person. Der Staat ist verpflichtet, diese Rechte zu schützen. Diese Grundrechte sind absolut, existieren also ganz oder gar nicht. Es gibt keine 50% Menschenwürde.
Das Wort "angemessen" ist in diesem Kontext unangebracht, weil es zum einen subjektiv ist (welchen Betrag findest Du angemessen für z.B. einen Blowjob, welchen Betrag empfinde ich als angemessen?), zum anderen weil es relativierend ist (im Sinne von: es gibt auch "unangemessene" Lösungen) und damit im Widerspruch zur Absolutheit der Grundrechte steht.

Herrje, ich habe wirklich nicht gedacht dass ich mal jemenden kennenlerne der die Dinge noch umständlicher formuliert als ich :-)
Man kann Sachverhalte auch soweit theoretisieren das sie jeglichen Bezug zur Praxis verlieren.

Und natürlich geht es um Angemessenheit wenn der Staat durch Regeln und deren Kontrolle in unser Leben eingreift.

Sonst hätten wir nämlich einen reinen Polizei- und Überwachungsstaat an dem Erich Mielke selig seine helle Freude hätte.

Ein Beleg dafür ist z.B. das von Dir selbst angeführte Beispiel dass selbst die meisten Prostituierten (die ja die eigentlich Betroffenen der Zwangsprostitution sind) weitergehende Regelungen und Kotrollen für einen unangemessenen Eingriff des Staates halten.

PS: Dein Fazit, daß wir ja eigentlich einer Meinung sind, teile ich übrigens und vielleicht sollten wir mit der Erbsenklauberei aufhören ehe wir von Meister Lustwandel wg. OT eins auf den Deckel kriegen:-)
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(08.12.2013, 23:25)elreydebesos schrieb:
(08.12.2013, 22:04)Wanker schrieb: Denn schließlich wäre es ja ansonsten auch viel zu einfach...

Genauso wird das aber gemacht....

Du redest von Verbrechensbekämpfung, ich meine aber Prävention.


(08.12.2013, 23:25)elreydebesos schrieb:
(08.12.2013, 10:10)Wanker schrieb: Deine Formulierung "eine angemessene Lösung finden" verharmlost das Problem ...

Herrje, ich habe wirklich nicht gedacht dass ich mal jemenden kennenlerne der die Dinge noch umständlicher formuliert als ich :-)
Man kann Sachverhalte auch soweit theoretisieren das sie jeglichen Bezug zur Praxis verlieren.
...

Sorry für die "umständliche Formulierung", aber ich hatte das Gefühl, das Du die "einfache" nicht ganz oder zumindest falsch verstanden hattest ;-)

Ich weiss im übrigen, das es den Betroffenen nicht hilft, wenn ich hier Gesetzestexte oder Kant zitiere, falls es das ist, was Du mit "theoretisieren" meinst. Um deutlich zu machen, das man bei der Suche nach den Ursachen mit einem simplen "Ist halt so" vermutlich zu kurz zielt, erscheint es mir aber immer noch gerechtfertigt.

(08.12.2013, 23:25)elreydebesos schrieb: PS: Dein Fazit, daß wir ja eigentlich einer Meinung sind, teile ich übrigens und vielleicht sollten wir mit der Erbsenklauberei aufhören ehe wir von Meister Lustwandel wg. OT eins auf den Deckel kriegen:-)

Einverstanden, zurück zum Thema.

Gruß,
Wanker
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Es bedanken sich: Sexmaniac
Mal ganz kurz noch was wegen der oben geschilderten "Erfassung aller Prostituierten":

Zumindest in Saarbrücken wird jede Prostituierte bereits erfasst sobald sie zb einmal bei einer routinemäßigen Kontrolle der ehemaligen Sitte oder auch bei allgemeinen Personenkontrollen am Straßenstrich ihren Ausweis gezeigt hat. Da wird man natürlich auch gefragt oder man überhaupt dort anschafft.

Ich denke deshalb kontrollieren die auch so besonders oft die rumänischen und bulgarischen Mädels am ss, da stehen ja ständig neue dabei.

Als Problem empfinde ich das ganze nur wenn man nix mehr mit dem Gewerbe zu tun haben will und dann bei jeder normalen Polizeikontrolle daran erinnert wird.
Eventuell kann man das aber auch wieder löschen lassen?!?
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Ich habe da eine Seite gefunden.

Warum legale Prostitution falsch ist

Vielleicht gehörts auch woanders rein. Wenn ja, kann es ja verschoben werden.
Winke Man nennt oralen Verkehr korrekterweise nicht "Blasen" sondern "Picknick". Definition gemäß Duden: Picknick = kleine Verpflegung aus dem Sack Winke
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Es bedanken sich: Elmar2000,Wanker
ich weiß nicht ob das hier mit reingehört aber ich möchte mal erwähnen das es auch deutsche mädchen gibt die zur prostitution gezwungen werden.so einen fall habe ich persönlich erlebt.
es sind nicht nur die ausländischen frauen.
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Es bedanken sich: Elmar2000