Bin selbst vor ein paar Jahren aus der katholisch Kirche ausgetreten, weil ich da die ganzen Jahre eine Bewegung in die falsche Richtung (überfällige Zöllibat-Abschaffung, Frauenrechte, fehlende interne Demokratie außer bei eher bedeutungslosen Fragen usw.) gesehen habe. Gläubig in dem Sinne, dass irgendwo eine oder mehrere transzendente Persönlichkeiten sitzen, die in irgend einer Form mit uns als Menschheit interagieren, war ich sowieso nie.
Trotzdem hatte ich mit einer Kirche wie wir sie hier in Deutschland im Allgemeinen haben, wo sich halt Leute zusammentun, um sich gegenseitig Lebenshilfe auf der Basis christlicher Wertvorstellungen zu geben (wir sprechen nicht von engstirnigen Hardliner-Gemeinden in "Hinterbayern" oder im Amiland), keine allzu großen Probleme. Bin zwar praktisch nie hin (nur an Weihnachten mit Oma...), habe aber trotzdem meine Beiträge bezahlt. Im Bezug auf die Missbrauchsskandale würde ich sagen, kann man nach allem, was bisher rausgekommen ist doch sagen, dass der dort nicht öfters stattfindet als woanders in der Gesellschaft. Es hapert nur stark bei der Kooperation im Bezug auf die Aufklärung und da muss für christliche Kirchen das Gleiche gelten wie für andere Glaubensgemeinschaften oder Rockerclubs. Es gibt nur einen gesetzlichen Rahmen in Deutschland, der FÜR ALLE gilt. Ausnahmslos. Und der muss mit gleicher Härte gegenüber allen durchgesetzt werden.
Wäre ich evangelisch gewesen, würde ich wahrscheinlich jetzt noch zahlen, weil die find´ ich soweit OK. Die haben sich schon während der Reformation in die richtige Richtung bewegt und bewegen sich jetzt immer noch weiter. Das wäre soweit akzeptabel.
Soviel zum Hintergrund. Wollte damit ausdrücken, dass ich mich im Bezug auf "die Kirche" als "neutral" betrachte. Kann damit nicht viel anfangen, bin aber auch kein Kirchenhasser, der so Olle-Kamellen-Argumente wie Hexenverbrennungen oder Kreuzzüge heranzieht. Das hat für mich mehr mit archaischen Verhältnissen zu tun. Wer auch im Bezug auf die Vergangenheit einer Institution so hohe moralische Anforderungen stellt, darf auch kein deutsches Auto fahren, weil sich diese Industrie in der Nazizeit massiv an Zwangsarbeitern bereichert hat und er darf auch nicht mit dem Flugzeug in Urlaub fliegen, weil die Luftfahrtindustrie bei der Entwicklung von Druckkabinen etc. KZ-Häftlinge als Versuchskaninchen benutzt hat.
Da zählt für mich, wie Institutionen mit ihrer Vergangenheit umgehen. Und da stehen leider viele Industriezweige und überhaupt unser Land nicht gravierend anders als beispielsweise die katholische Kirche da. So richtig offensiv wird eigentlich nirgends aufgearbeitet oder gar entschädigt. Ist halt so, weil es oft daraus raus läuft, dass eigentlich schuldige Personen nicht mehr da sind und deren Erben nicht auf den angenehmen Teil ihres Erbes verzichten wollen.
Jetzt zur Carolin Kebekus: Von der bin ich eigentlich Fan und das "Dunk dem Herrn"-Video finde ich zum Kringeln. Trotzdem muss ich mich da denen anschließen, die es nicht besonders mutig finden, speziell die christliche Kirche zu kritisieren. Da kann Dir in Deutschland nix Ernstes passieren außer, dass sowas abgesetzt oder indiziert wird, was die Aufmerksamkeit natürlich noch mehr darauf lenkt.
Meiner Einschätzung nach bewirkt sie damit zwar eine Diskussion, aber letztlich keine Meinungsverschiebung. Leute, die sowas aufregt, wird es in Zukunft genauso aufregen und den Rest juckt´s hinterher genauso wenig wie vorher.
Am Ziel sind wir erst, wenn man genauso einfach auch Moslems, Juden oder überhaupt jeden satirisch beleidigen darf.
"Politisch korrekter" von C.K. hätte ich es daher gefunden, wenn sie in einem Video gleich alle drei angesagten Religionen unseres Landes auf die Schippe genommen hätte. Es wäre dann nämlich bestimmt richtig schön lächerlich, wenn sich deren Zentralratsvorsitzenden in den Talkshows dann gegenseitig dissen, wer den nun am meisten beleidigt sein dürfe. Da sähe ich eher Chancen, dass Mitglieder von Religionsgemeinschaften über ihre eigene Unentspanntheit in´s Grübeln kommen. So wie das Video jetzt ist, hat´s für mich aber ein Gschmäckle.
Und spezielle Videos gegen den Islam oder das Judentum würde die sich garantiert nicht trauen oder sie würde es bereuen. Da bin ich mir leider sicher. Dafür ist die Zeit noch nicht reif. Daher widerspreche ich in dem Punkt unserem Zäpple. In unseren Breiten ist im Bezug auf die Kunst leider doch nicht alles erlaubt. Da gibt´s noch Handlungsbedarf.
Dank an jede(n), der hier -politisch korrekt oder nicht- die Grenzen erweitert.
Gruß,
G-Man (Heute Moralapostel. Zum Ficken wär´s mir gerade zu heiß.)